„Es fehlt Politik und Gewährleistungsträgern an der Bereitschaft, die nötigen Bedingungen zur Unterstützung pflegender Angehöriger zu schaffen“

AWO-Landesgeschäftsführer Wolfgang Schindele zum Internationalen Tag der Pflege(nden) am 12. Mai.

„Pflegebedürftige möchten so lange wie möglich zu Hause versorgt werden, was zur Folge hat, dass Angehörige die Hauptlast tragen. Letztlich gibt auch der Gesetzgeber der Versorgung zu Hause den Vorrang“, sagt Wolfgang Schindele, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt in Bayern, anlässlich des Internationalen Tags der Pflege(nden) am 12. Mai. Tatsächlich werden laut Statistischem Bundesamt 73 Prozent der 2,86 Millionen Pflegebedürftigen bundesweit zuhause betreut, 1,38 Millionen von ihnen – ungefähr die Hälfte – werden von den eigenen Angehörigen gepflegt (Stand Ende 2015).

Umso wichtiger ist laut Schindele vor diesem Hintergrund, „die Sicherung und der Ausbau professioneller Leistungen, die für ein gelingendes Pflegesetting in der eigenen häuslichen Umgebung Voraussetzung sind“. Dabei gebe es erheblichen Nachholbedarf: Entlastende Angebote für pflegende Angehörige insbesondere in der Kurzzeit- und in der Tagespflege müssen ausgeweitet werden. Dies gilt vor allem für den ländlichen Raum. Schindele: „Leider fehlt es noch an der Bereitschaft von Politik und Gewährleistungsträgern wie Pflegekassen und Sozialhilfeträgern, die nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen.“ Ein treffendes Beispiel seien die aktuellen Verhandlungen über einen Rahmenvertrag für Tagespflege, bei denen „sich insbesondere die Kassen mehr als restriktiv verhalten“.

Auf Herausforderungen wie die vorgenannten wird auf der Fachtagung „Für eine humane Pflege – Forderungen an die Politik“ am 14. Juni eingegangen. In der Nürnberger Meistersingerhalle organisiert der Landesfachausschuss Altenhilfe der AWO Bayern zum vierten Mal die Veranstaltungsreihe Brennpunkt Pflege. Nähere Informationen folgen zeitnah.