AWO-Doppelspitze Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl: „Wir fordern eine amtliche Statistik, mit der das gesamte Ausmaß der Wohnungslosigkeit erfasst wird“

Stichtagserhebungen sind auf kommunal untergebrachte Menschen beschränkt – Personen, die auf der Straße leben, werden nicht erfasst.

„Das Thema hat zweifelsfrei einen Alle-Jahre-wieder-Effekt: 2022 fordern wir die Staatsregierung erneut auf, eine amtliche, jährlich erscheinende Statistik für Bayern einzuführen, mit der das gesamte Ausmaß an Wohnungs- und Obdachlosigkeit erfasst wird. Nur so kann zielgruppengerecht Unterstützung geleistet werden, sowohl in akuten Notfällen als auch präventiv“, erklären Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl, die Landesvorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bayern, anlässlich des Tags der Wohnungslosen am 11. September.

Zwar legt die Staatsregierung alle paar Jahre Stichtagserhebungen vor, aus denen laut AWO-Doppelspitze durchaus wichtige Erkenntnisse gewonnen werden können. Allerdings werde darin Wohnungslosigkeit nur zum Teil abgebildet, weil sie auf die Zahl der Menschen, die kommunal bzw. ordnungsrechtlich untergebracht werden, beschränkt sind. Viele von Wohnungs- oder sogar Obdachlosigkeit betroffene Personengruppen werden auf diese Weise aber nicht berücksichtigt. Diese Beschränkung haben die bisherigen bayerischen Erhebungen mit der in diesem Jahr erstmals erschienenen Bundesstatistik zur Wohnungslosigkeit gemeinsam.

Schley und Wolfshörndl: „Wie viele Menschen ziehen von Sofa zu Sofa ihrer Bekannten und Verwandten? Wie viele sind in unangemessenem Wohnraum wie Baustellen, feuchte Keller und zugige Dachböden untergebracht? Wie viele müssen auch nach ihrer Anerkennung in Flüchtlingsunterkünften bleiben? Wie hoch ist die Zahl derjenigen, die sogar obdachlos sind, weil sie auf der Straße leben? Was sind die Ursachen von allen diesen Lebenslagen? Um Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu bekämpfen, müssen wir unbedingt wissen, wer genau wie davon betroffen ist und warum.“