AWO-Chef Thomas Beyer: „Armut ist kein Schicksal, das Betroffene hinzunehmen oder gar zu verantworten haben“

Anlässlich des Internationalen Tags für die Beseitigung von Armut am 17.10. fordert der Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Bayern zielgruppenorientierte Projekte – Beispiel Infozentrum Migration und Arbeit


„Armut ist kein Schicksal, das Betroffene hinzunehmen oder gar zu verantworten haben. Armut ist eine Lebenslage, in die jeder Mensch geraten und die er überwinden kann. Dazu wird jedoch Hilfe von außen benötigt und die Politik ist in der Pflicht, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen und Hilfsangebote anzubieten. Dabei muss das Augenmerk sowohl auf der Bekämpfung als auch auf der Prävention liegen“, erklärt Thomas Beyer, Landesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bayern, anlässlich des morgigen Internationalen Tags für die Beseitigung von Armut.

Zwar sei einerseits Fakt, dass materielle Bedürftigkeit sich häufig über Generationen hinweg verfestige, anderseits sei aber auch bewiesen, dass der fatale Kreislauf dank gezielter und fachkundiger Unterstützung zeitnah unterbrochen werden kann. Ein anschauliches Beispiel dafür ist laut Beyer das Infozentrum Migration und Arbeit, mit dem sich der AWO-Kreisverband München Stadt gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern, darunter unter anderem die bayerische Landeshauptstadt, der DGB und die Agentur für Arbeit München, an sogenannte Tagelöhner*innen richtet.

Ziel des Projekts ist, die Menschen buchstäblich von der Straße zu holen – etliche sind wohnungslos – und in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zu bringen, sie in Integrationskurse zu vermitteln. Insgesamt 3754 Beratungen von Menschen, überwiegend aus Bulgarien und Rumänien, haben im Jahr 2018 stattgefunden; 40 Prozent der Ratsuchenden waren weiblich. Während die Unterstützung bei der Arbeitssuche den Schwerpunkt bildet, stehen die Fachkräfte auch etwa bei finanziellen und gesundheitlichen Problemen oder Fragen zu Schule und Ausbildung den Frauen und Männern mit Rat und Tat zur Seite. Sogar ein professionell eingerichtetes Fotostudio, gedacht für das niedrigschwellige Bewerbungstraining, steht zur Verfügung. Beyer: „Angebote wie dieses sind aktive Armutsbekämpfung und müssen flächendeckend und auf die genaue Zielgruppe zugeschnitten angeboten werden.“