AWO-Chef Beyer: „Die Finanzierung der Schuldner- und Insolvenzberatung ist prioritäre staatliche Aufgabe“

Landesvorsitzender erklärt anlässlich der Aktionswoche der Schuldnerberatung, dass Schulden kein unabwendbares Schicksal sind

„Armut und Schulden haben eines gemeinsam: Häufig prägen sie Betroffene ein Leben lang und behindern oder verhindern ihre gesellschaftliche Teilhabe. Dabei sind Schulden kein unabwendbares Schicksal und fast alle Menschen können in die Schuldenspirale geraten, weil sie nicht selten mit Schicksalsschlägen wie Krankheit, Tod des Partners und Arbeitsplatzverlust beginnt“, erklärt der Landesvorsitzende der bayerischen Arbeiterwohlfahrt (AWO) Thomas Beyer. Anlass ist die bundesweit vom 19. bis 23. Juni stattfindende Aktionswoche der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände.
    
Laut Schuldneratlas 2016 sind deutschlandweit 10,06 Prozent über 18 Jahre überschuldet; im reichen Bayern sind es 7,35 Prozent. Beyer: „Das sind insgesamt viel zu viele Menschen. Im Gegensatz dazu gibt es viel zu wenige gemeinnützige Schuldner- und Insolvenzberatungen – auch im Freistaat. Die Insolvenzberatungen müssen künftig mit den Schuldnerberatungen zusammengelegt werden und insgesamt auskömmlich finanziert werden. Das ist eine staatliche Aufgabe, und zwar von höchster Priorität.“

Einen Rechtsanspruch auf ausreichend niedrigschwellige und offene Beratungsangebote für überschuldete Menschen fordert Inge Brümmer, Leiterin der Schuldnerberatungsstelle von Arbeiterwohlfahrt und DGB in der Landeshauptstadt München: „Wenn Menschen in finanzielle Not geraten, brauchen sie – unabhängig von der Einkommenssituation – Unterstützung. Denn Überschuldung destabilisiert die Betroffenen in verschiedener Weise, nicht nur durch oft ungeklärte rechtliche, wirtschaftliche und soziale Fragen, sondern auch in psychischer und gesundheitlicher Hinsicht.“