Alter und Pflege

Alter und Pflege - Porträt eines alten Mannes

Die Zahl der älteren Menschen in Bayern steigt stetig. So wird die Anzahl der über 65-Jährigen an der Bevölkerung laut Landesamt für Statistik von 2,57 Millionen im Jahr 2015 auf 3,57 Millionen im Jahr 2035 anwachsen, das entspricht einer Zunahme von 39 Prozent (Bayerisches Landesamt für Statistik (2016): Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern bis 2035).
Die gute Nachricht: Immer mehr Senioren_innen sind immer länger gesund und selbstständig. Sie bleiben länger geistig und körperlich fit – und aktiv. Gerade auch bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) engagieren sich viele ältere Menschen ehrenamtlich und bereichern mit ihren Ideen und ihrem Einsatz das Miteinander in Verein und Ort oder Stadtteil.

Auch im Alter aktiv bei der AWO

Eine Erhebung des Bamberger Instituts für Wirtschafts- und Sozialforschung Modus aus dem Jahr 2014 hat ergeben, dass 33 Prozent der ehrenamtlich Engagierten in der bayerischen Arbeiterwohlfahrt zwischen 65 und 75 Jahre alt sind. Das heißt, sie befinden sich in einer Phase, in der sie nach Jahrzehnten Berufs- und Lebenserfahrung strategisches Denken, Handlungskompetenz und soziale Kompetenz auszeichnet. Dies macht die Erfahrungen älterer Menschen für die Gesellschaft sehr wertvoll. Vielmehr noch: Sie werden gebraucht für eine gute Weiterentwicklung.

Zahl der Demenz-Patienten steigt

Nichtsdestotrotz mehren sich mit zunehmendem Alter physische und psychische Gebrechen und Beschwerden. Während die durchschnittliche Lebenserwartung steigt, steigt auch die Zahl der Menschen, die an Demenz erkranken. Laut Bayerischem Gesundheitsministerium lebten im Jahr 2014 bayernweit rund 220.000 Menschen mit der Diagnose Demenz; bis 2032 wird mit 340.000 dementiell Erkrankten im Freistaat gerechnet.
Weitere Herausforderungen der Zukunft: Noch gelten Angehörige von Patienten_innen als „Pflegedienst der Nation“. Künftig werden allerdings immer weniger von ihnen in der Lage sein, ihre pflegebedürftigen Verwandten zu betreuen; zu schwierig ist es, Beruf und/oder Familie mit Pflege zu vereinbaren. Oft leben Familienmitglieder räumlich getrennt voneinander. Gleichzeitig nimmt der Anteil allein Lebender unter den älteren Menschen zu. Professionelle Pflege sowie die Unterstützung durch Freunde_innen und ehrenamtlich Tätige werden umso wichtiger werden.

Selbstbestimmte Lebensführung für Senioren_innen

Die Arbeiterwohlfahrt in Bayern sieht es als zentrale Aufgabe, Senioren_innen – auch wenn diese zunehmend mehr Unterstützung benötigen – eine weitgehend selbstbestimmte Lebensführung und Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Zudem legt die AWO großen Wert darauf, ältere Menschen nicht über ihre Defizite, sondern über ihre Fähigkeiten zu „definieren“.
Die meisten älteren Menschen wünschen sich, so lange wie möglich selbstständig wohnen und leben zu können. Darauf müssen sich Altenhilfe, Wohnungspolitik, Kommunalplanung und Gesundheitswesen künftig noch stärker einstellen. Damit das gelingt, muss unter anderem die Quartiersentwicklung, die ein Altern in der gewohnten Umgebung ermöglicht, vorangetrieben und ausgebaut werden. Außerdem müssen die besonderen Lebensgewohnheiten älterer Menschen in Zukunft besser berücksichtigt werden. Beispielsweise haben ältere Mitbürger_innen mit Migrationshintergrund ein Recht auf kultursensible Pflege.

AWO pro ganzheitlicher Pflegebegriff

Erforderlich ist ein auf die unterschiedlichen Bedürfnisse abgestimmtes Hilfesystem, das Angebote der körperlichen und psychosozialen Unterstützung und Betreuung sowie Begleitung und Beratung beinhaltet und kombiniert. Dabei sind die individuellen Bedürfnisse der betroffenen Menschen zu berücksichtigen, ihre Fähigkeiten zu fördern und ihr Selbstbestimmungsrecht und ihre Würde zu wahren.
Die Arbeiterwohlfahrt setzt sich intensiv dafür ein, dass ein ganzheitlicher Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeführt und angewandt wird, in dem auch gerontopsychiatrische Veränderungen Berücksichtigung finden. Dies soll mit dem Pflegestärkungsgesetz II endlich umgesetzt werden.
Darüber hinaus setzt sich die Arbeiterwohlfahrt in Bayern dafür ein, dass die Finanzierung der Pflegeversicherung auch im Interesse einer angemessenen Vergütung der Pflegeberufe bedarfsgerecht verbessert wird, dass die Bürokratie in der Pflege auf ein sinnvolles Maß reduziert wird und dass die für die Altenpflege erforderlichen spezifischen Kenntnisse und Fertigkeiten in der Pflegeausbildung intensiv geschult werden. Eine generalistische Ausbildung, in der die Berufsbilder der Kinderkranken-, Kranken- und Altenpflege verschmelzen, lehnt die AWO deshalb ab.

Von Mehrgenerationenhäusern bis zu Sozialgenossenschaften

Die AWO in Bayern ist seit vielen Jahrzehnten in der Seniorenarbeit aktiv und bietet für ältere Menschen mit und ohne Pflegebedarf eine Vielzahl und Vielfalt an Angeboten. Dazu zählen unter anderem Begegnungsmöglichkeiten, Mehrgenerationenhäuser, Sozialgenossenschaften, Beratungsstellen für Pflegebedürftige und deren Angehörige, niedrigschwellige Angebote wie zum Beispiel Gruppen für pflegende Angehörige oder häusliche Betreuung der pflegebedürftigen Menschen, betreute Wohnanlagen, ambulante Pflegedienste, Tagespflege- und Kurzzeitpflegeplätze sowie stationäre Wohn- und Pflegeplätze.